Sommerszene: Sieben Vollblut-Jazzmusiker reißen das Publikum von den Sitzen Als Reaktion auf die kulturelle Notlage im Zusammenhang mit dem Coronavirus haben der Präsident des Jazzclubs, Friedemann Benner, und der Bad Saulgauer Kulturmanager Andreas Ruess vor zwei Jahren ein attraktives Programm namens „Sommerbühne“ zusammengestellt. Nun griffen Benner und der Jazzclub die Idee einer zweitägigen Sommerszene auf und holten drei verschiedene Jazzbands auf den Parkplatz Bad Saulgau. Am Freitagabend betraten die international gefeierten Supercharge die Bühne, am Samstag folgten die regionalen Tourtouristen Pig Ass and the Hoodlums und die AC/DC-Covergirls Hell's Belles.
Albie Connally und sein Tenorsaxophon-Duett mit Jürgen Wiechings Baritonsaxophon.
Friedemann Benner und der Jazzclub holen die Kultband Supercharge nach Bad Saulgau. Denn Abende waren selten.
Veröffentlicht: 30.07.2023 17:30
Autorin Monika Fischer
Ein Muss für Rock'n'Roll-Fans
Von Pig Is und den Hodlums
Für alle Fans von Rock'n'Roll und Blues wäre ein Besuch des Supercharge-Konzerts ein absolutes Muss. Albie Connally und seine Musiker haben eine einzigartige Klanglandschaft geschaffen, deren Kraft und Rhythmus unkontrolliert in die Arme und Beine strömen. Einige Stühle und Bänke blieben noch leer
Einige Fans werden von der schlechten Wettervorhersage wohl abgeschreckt sein, wohl wissend, dass das Parkhaus einen guten Schutz vor Regen bietet, mit der Zeit aber entsprechend abkühlt. Und leider hat die Sperrung der oberen Bachstraße nicht nur für Besucher aus dem Ausland zu Zufahrts- und Parkproblemen geführt.
Dennoch kamen zahlreiche Zuhörer, um Albie Connally und seine Musiker am Freitagabend live zu erleben. Auch das umliegende Angebot war durchdacht: Mitglieder des Jazzclubs hielten eine große Auswahl an Getränken und Snacks bereit, während für hungrige Mägen die leckeren Pastagerichte der Pizzeria Alte Linde im Angebot waren. Zum unbeschwerten Genießen gab es Stehtische, an denen man plaudern oder sich zu den groovigen Beats bewegen konnte.
Der Protagonist ist 76 Jahre alt
Der Star des Abends war zweifellos Albie Connally, dieses Jahr 76, eine Sängerin mit dynamischem Groove und sehr variabler Stimme. Und ein Meister-Tenorsaxophonist, dessen Können und Liebe zum Instrument dem Publikum mühelos vermittelt wurden. Das Zusammenspiel als Saxophonist mit Jürgen Wieching am Baritonsaxophon und Thorsten Heitzmann am zweiten Tenorsaxophon war geradezu sensationell. Und berührend war sein zart-poetisches Solo am Ende des Abends, bei dem er einem Saxofon zu lauschen schien.
Mädchen von AC/DC Coverband Hell’s Belles.
Dass Connally auch ein Händchen für Unterhaltung hat, bewies er in Form von Kurzgeschichten, die er den Titelankündigungen des Stücks beifügte – natürlich in seinem stark akzentuierten Muttersprachler Englisch. Das Publikum lachte, als er sagte, er habe schon einmal für Arm und Reich gespielt, aber noch nie in einer Garage. Er war mehr als zufrieden mit der gefeierten Akustik dort.
Die Band überzeugt das Publikum
André Tolba überzeugte als stimmgewaltiger Sänger und furioser Gitarrist, der ein Gitarrenriff nach dem anderen spielte und seine Saiten in atemberaubender Geschwindigkeit zum Summen, Heulen oder Jubeln brachte. Für das Feuerwerk am Schlagzeug sorgte Uwe Petersen, der mit enormem Körpereinsatz seine Instrumente bearbeitete und die Lustgefährten zu Höchstleistungen in Rhythmus und Rhythmen durch den Raum führte.
Stehender Jubel und Applaus waren der Dank des Publikums für einen Abend voller mitreißender Rock'n'Roll-, Blues-, Swing- und Soul-Eindrücke. Dafür revanchierte sich die Band
50 Jahre und kein bisschen ruhig.9.09. 2022 Johannes Koch
BAD SAULGAU – Letzten Freitag spielte die „Schwaaz Veres Jazz Gang“ ein tolles Konzert im vollbesetzten Dreikönigskeller. Die Musiker um Hans-Georg Rimmele, die seit fünfzig Jahren mit Jazzstandards in unterschiedlichen Besetzungen auf kleinen und großen Bühnen anderer Musikrichtungen unterwegs sind, spielten zum Bandjubiläum eine bunte Auswahl ihrer besten Stücke. Von Anfang an, als Lil Hardin Armstrong und Don Haye „Struttin' withe some Barbecue“ und Spenser Williams „Basin Street Blues“ schrieben, wurde die unbändige Spielfreude der Band erst im Laufe des Abends deutlich. aber es würde größer werden. . Hans Georg Rimmele ließ die schnellsten Passagen auf der Klarinette federleicht erscheinen, Bruno Bischofberger kreierte aus seinem Banjo wunderbar seltsame Akkordfolgen, Peter Wagerer legte mit seinem Kontrabass den Grundstein für die tiefen Töne, Manfred Pfuzze schlug die höchsten Töne mit seiner Trompete an Horst Guist beherrschte die Posaune und konnte mit dem Gesang überzeugen und Rolf Gamp war für den Rhythmus am Schlagzeug mit Jazzbesen und dem nötigen Groove verantwortlich. Der Combo ist eine wunderbare Kombination aus schnellen Dixie-Jazz-Nummern und wunderbar leichten Einlagen gelungen, die viele Besucher, die regelmäßig die Konzerte der Bande besuchten, seit Jahren zu schätzen wissen, beispielsweise beim Jazz-Brunch, der seit 1972 fester Bestandteil des Bächtlefestes ist Die Schwaaz Veres Jazz Gang spielte damals mit großem Erfolg in der Bierszene des damaligen Besitzers Georg Hildenbrand vom Paradies.
Auch nach einem halben Jahrhundert ist es um die Schwaaz Veres Jazz Gang noch lange nicht ruhig.
Die Standorte wechselten immer wieder, vom Bierzelt zur Vorder- oder Rückseite des Messegeländes, zum Realschulhof und wieder zurück zum Messegelände.
Von hier aus tourten sie durch Wien, Hamburg, steuerten Musik zu Filmen bei und landeten immer in Bad Saulgau.
Sängerin Beate Rimmele, die bei drei Titeln am Mikro stand, blickte auf die Anfänge der Band zurück. „In den Anfangsjahren war Hansi Rimmele praktisch mit der Band verheiratet.“ Er sei bis heute gefragt, so wünschten sich beispielsweise „viele junge Leute“, von denen einige im Publikum saßen, „so einen Jazz für ihre Hochzeit“.
Da du anfangs fast jedes Wochenende unterwegs warst, hat Hansi alles dafür getan, dass ich, der damals noch Sänger in einer Tanzband war,„Ab und zu durfte er auch singen“, sagt Beate Rimmele. Dabei zeigt sich unter anderem, wie ihre Stimme perfekt mit den Musikern harmoniertmit dem jiddisch klingenden „bei mir bistu shein“ von Sholom Secunda Jacobs. Als einige der ersten Fans die Bühne betraten, um den Musikern eine Geburtstagstorte mit der glänzenden „50“ zu überreichen, war das Jubiläum perfekt. Kurzerhand wurde beschlossen, den Kuchen an die Gäste des neu renovierten Jazz Cellars zu verteilen, was beim Publikum sehr gut ankam – ebenso wie „Bourbon Street Parade“, Paul Barbarins Jazzstandard von 1949, der populär wurde und von Louis stammte . Armstrong erlangte großen Ruhm. Wenn man alt genug ist, dachten junggebliebene Jazz-Veteranen wahrscheinlich, sie müssten unbedingt einen dieser schwäbischen Klassiker haben. Die von Bruno Bischofberger speziell für diesen Abend angefertigte Übersetzung von „Bring Bier Her“ gab dem Lied eine raue, sehr authentische Note.
An diesem Abend sollte jedoch Frank Sinatras „All of me“ aus allen Tracks hervorstechen. Gerald Marks und Seymour Simons schrieben das Lied ursprünglich 1931 für eine kleine Revue, doch in den Anfangsjahren entwickelte es sich zu einer festen Größe auf Bühnen, Tanzlokalen und praktisch allen Anlässen – genau wie „Schwaaz Veres Jazz Gang“. Hier schließt sich der Kreis. John Koch
Die Jazzmusiker aus Bad Saulgau melden sich mit einem Live-Konzert zurück 07.04.2022 Rudy Moulter
Der Dreikönig-Jazzkeller mit besserer Sicht auf die Bühne: Der Verein Jazz & Mehr und Hans Georg und Beate Rimmele nutzten die Corone-Pause für den Umbau. Barhocker im hinteren Bereich sorgen für eine bessere Sicht auf die Bühne. (Foto: Rudi Multerer)
Jazz & Mehr, der Club aus Bad Saulgau mit neuem Namen und neuem Programm, kehrt am Samstag nach zweijähriger Corona-Pause mit einem Konzert mit Acoustic Affair als Live-Konzertveranstalter zurück. Besucher können das erste Konzert nach Jahren ohne Live-Musik in einem restaurierten und renovierten Jazzkeller erleben. Die Kollision mit dem Stadtmusikkonzert Bad Saulgau am selben Tag sei ein Unfall gewesen, heißt es in Vereinsstimmen. Dennoch freuen sich Jazzfans nach langem Warten auf das erste Konzert. „An das Musikkonzert der Stadt hatten die Leute wahrscheinlich noch nicht gedacht“, sagt Oliver Fritzer. Der Besitzer der Apotheke Antonius in Bad Saulgau ist seit einem Jahr zweiter Präsident des Jazzclubs. Unter anderem aufgrund der immer noch hohen Inzidenzen hatte der Verein den Termin des Konzerts Ende März auf der Mitgliederversammlung neu verhandelt. Der vereinbarte Konzerttermin bleibt aber bestehen.
„Wir empfehlen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und das Abstandhalten“, sagt Oliver Fritzer. „Ich glaube nicht, dass wir bei den Konzerten große Überschneidungen haben“, sagt der zweite Präsident. Aktuelle Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus ermöglichen das Konzert ohne Einschränkungen und ohne Maske. Der Verein agiert vorsichtig. „Wir empfehlen das Tragen einer Maske und das Abstandhalten“, sagt Oliver Fritzer.
Zum Optimismus vor der Veranstaltung trägt auch die Gruppe Acoustic Affair aus Friedrichshafen bei, an der der Verein beteiligt ist. Mit der Farbgebung ihrer Stimme verleiht Sängerin Caroline Müller den Tracks des Quartetts mit einem breiten Programm aus den Genres Pop, Soul, Blues und Jazz emotionale Tiefe.
Musikgenuss auf den Barhockern
Zuhörer im hinteren Teil des Kellers werden diese Musik am besten genießen. Die Vereinsmitglieder und Inhaber Hans Georg und Beate Rimmel renovierten nicht nur den Keller, sondern renovierten diesen auch. Die Barhocker im hinteren Teil des Kellers sorgen für höhere Sitzgelegenheiten und damit für eine bessere Aussicht auf die Umgebungsteht ganz vorne auf der Bühne und die Vorfreude ist nach langer Zeit groß. Laut Oliver Fritzer ist der Verein gut durch die Corona-Zeit gekommen. Auch unter schwierigen Umständen blieb der Verein aktiv. Die Konzerte wurden online organisiert. Die Öffentlichkeit belohnte diese Veranstaltungen mit Spenden. Die letztjährige in Zusammenarbeit mit der Stadt organisierte Sommerszene im Parkhaus war nicht nur musikalisch ein Erfolg. „Es kamen mehr Leute als wir erwartet hatten“, erinnert sich Oliver Fritzer.
Der Verein erweitert sein Musikangebot
„Jetzt sind wir vor allem auf unser Publikum und unsere Fans angewiesen“, sagt der zweite Präsident über den Neustart nach Corona. Hinter dem neuen Namen Jazz & Mehr verbirgt sich auch eine Eröffnung des Programms. Fritzer: „Wir wollen mit unterschiedlichen Stilen ein breites Publikum ansprechen, insbesondere das jüngere Publikum.“ Im Rahmen des Clubs sind wieder Jam-Sessions und Konzerte mit Laienmusikern geplant.
Ein Beispiel dafür, wie der Verein neue Fans gewinnen kann, ist Oliver Fritcher selbst, der vor einigen Jahren aus Augsburg nach Bad Saulgau kam. Vor Corona ein Clubkonzert besucht. Beigetreten. „Ich war damals beschäftigt“, sagt Fritzer. Bei einem virtuellen Treffen während Corona wurde ein zweiter Präsident gewählt.07.04.2022Rudi Multer
Wie Bad Saulgau zum Jazz-Hotspot wurde15.06. 2021 Monica Fisher
Gerade ist ein Buch erschienen
das einen Teilaspekt der Saulgauer Kulturgeschichte beleuchtet, nämlich die Entwicklung des Jazz. In einer fröhlichen Matinee, begleitet von beschwingter Musik, stellten der Herausgeber Hans Georg Rimmele und mehrere Schriftsteller das Werk vor und schilderten ihre Eindrücke und Erlebnisse aus dieser Zeit. Das weckte nicht nur die Lust am Lesen, sondern auch am Schauen, denn die Texte sind mit einer großzügigen Auswahl an Fotografien illustriert.
Die Veranstaltung musste unter mit dem Coronavirus verträglichen Bedingungen stattfinden. Daher war die Zahl der Zuhörer am Sonntagmorgen im Innenhof des alten Klosters sehr überschaubar und die entsprechend dosierten Sitzplätze wurden in genau abgemessenen Abständen vor dem Eingang des Gebäudes verteilt. Darüber hinaus sorgten die hervorragenden Hochdruckwetterbedingungen dafür, dass die Aufführung kontinuierlich im Freien stattfinden konnte. In einer windgeschützten Ecke hatte sich Dreikönigsmusig mit Hans Georg Rimmele, Klarinette, Bruno Bischofberger, Banjo und Peter Wagerer, Bass, niedergelassen, der als Gäste den Trompeter Manfred Pfütze eingeladen hatte. Dies versprach einen klaren Rhythmus, dessen glänzende Beispiele immer wieder zwischen den Wortarten zu finden waren. Friedemann Benner, Präsident des langjährigen „Vereins zur Förderung des Jazz“, der nun unter dem Namen „jazz and more Bad Saulgau e.V.“ firmiert, begrüßte die Gäste.
Anschließend ergriff Hans Georg Rimmele das Mikrofon und diskutierte auf informative und ironische Weise über die über sechzig Jahre alte Saulgauer Jazzszene, die eng mit den Karrieren unzähliger Bands und ihrer Musiker verflochten ist. Den Erfolg dieser Geschichte belegen unter anderem die Auftritte internationaler Jazzstars: Selbst Chris Barber, Klaus Doldinger, Peter Herbolzheimer oder das Passadena Roof Orchestra hatten den Weg ins ländliche Saulgau gefunden.
Buchpräsentation im Innenhof des alten Klosters
Dreikönigsmusig mit Hans Georg Rimmele, Bruno Bischofberger, Peter Wagerer, ergänzt durch den Trompeter Manfred Pfütze, zweiter von links, gestaltete die Präsentation des Buches mit seiner Situation angemessener Jazzmusik. (Foto: Monika Fischer)
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Auch Landrätin Stefanie Bürkle betonte, dass der Ruf der Stadt als Bastion des Jazz im Raum Sigmaringen eng mit dem „Gründer und Impulsgeber“ Hans Georg Rimmele verbunden sei. Dieser blieb zur Begrüßung stehen und outete sich nach einem Jahr als Jazzliebhaber Jahr im Paradies des amerikanischen Jazz in New Orleans. In ihrer Rede lobte sie Bad Saulgau, das zur „Hauptstadt der Artenvielfalt“ gekürt wurde, über ein beeindruckendes Kulturleben verfügt und Kindern und Jugendlichen ein breites Spektrum an musikalischer Bildung bietet. Die erste Stadt Stadtrat Richard Striegel genoss es, nach vielen Monaten der Pandemie wieder in der Welt zu sein und sprach vielen Zuhörern aus dem Herzen. Er dankte dem „Vater der Saulgauer Jazzkultur“ für seinen unermüdlichen Einsatz. Laut einem Auszug aus der „Schwäbischen Laut Zeitung hat Rimmele „Jazz im Blut und House im Herzen“ und bietet im örtlichen „Dreikönig“ vielen Musikrichtungen eine Heimat.
Bei Michael Stephan, einst „talentierter Posaunist in der Big Band“ und eloquenter Moderator vieler jährlicher Konzerte, konnte man den Stil, den Humor und den Anekdotenreichtum riechen, in dem die einzelnen Kapitel gegliedert sind. Stefan beschrieb die Reise der Bandmitglieder zu einer diplomatischen Hochzeit in Genf, die er während seiner Arbeit bei den Vereinten Nationen arrangierte, so prägnant, dass das Publikum aus dem Lächeln nicht mehr herauskam. Die älteste von Rimmeles Töchtern, Franziska, lebt inzwischen weit entfernt in Kiel und hat Mutter Beate gebeten, an ihrer Stelle die Jazz-Jugendkritik der drei Mädchen zu präsentieren. Auch hier war Gelächter angesagt, da das Trio von seinem Vater schon mehrfach dazu verurteilt worden war, im Jazzkeller großen Musikern zu lauschen. Rückblickend war das ein Glücksfall, denn das könnte erklären, warum Kulturwissenschaftlerin Franziska mittlerweile selbst eine Jazzband leitet. Zum Abschluss des Vortrags übernahm das „Quotenmädchen aus Wolfegg“, Altsaxophonistin und SWR-Reporterin Marion Kynaß, das Mikrofon. Sie beschrieb ihre Eindrücke als erste Frau im rein männlichen „Big Band“-Bereich. Es ist wunderbar, wie aus Vorbehalten und Zweifeln eine Begeisterung wurde, die nun schon zwanzig Jahre anhält. (Monica Fisher)