Mann vor Profit! Diese Ärzte haben den Ärzteaufruf bisher unterschrieben. (2023)

„Medikamente retten“ ist der Claim von mehr als 2.800 Ärzten in derPapa. In der Liste unten können Sie nachlesen, welche Ärzte den Ärzteaufruf unterstützen – der Artikel wird laufend aktualisiert.

Krankenhäuser sollten mit der Existenz rechnen, ebenso wie Polizei oder Feuerwehr. Der Staat muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass das Menschenrecht auf Gesundheit gewährleistet ist. Es soll nicht mehr passieren, dass Krankenhäuser Gewinne für notwendige Anschaffungen ausgeben und Personal sparen, weil ihnen der Staat jahrelang Mittel vorenthält, um unrentable Räumlichkeiten „auszuhungern“. Es ist fahrlässig, Krankenhäuser und damit das Schicksal der Patienten den Gesetzen des freien Marktes zu überlassen. Niemand würde verlangen, dass die Polizei oder die Feuerwehr kostendeckend arbeiten oder Gewinn machen müssen. Warum also Krankenhäuser?

Die Führung eines Krankenhauses gehört Menschen, für die das Wohl des Patienten das wichtigste Ziel ist. Aus diesem Grund sollten Ärzte und Pflegekräfte nicht von Entscheidungsträgern geführt werden, die sich primär auf den Umsatz und nicht auf die Patienten konzentrieren. Aber manche Ärzte fügen sich nur allzu gerne in finanzielle und hierarchische Zwänge. Wir appellieren an sie, sich nicht mehr erpressen und korrumpieren zu lassen.

Das Fallpauschalensystem, bei dem Diagnose und Behandlung von Krankheiten bezahlt werden, bietet viele Anreize, mit unnötigen Handlungen Renditen zu Lasten der Patienten zu erwirtschaften. Sie belohnt alle Eingriffe, die viel Technik in vorhersehbar kurzer Zeit erfordern: Herzkatheteruntersuchungen, Rückenoperationen, invasive Beatmung auf Intensivstationen und vieles mehr. Es bestraft den moderaten Einsatz invasiver Maßnahmen. Bestrafen Sie Ärzte, die warten, beobachten und nachdenken, bevor sie handeln. Auch Krankenhäuser werden bestraft. Je fleißiger sie beim Patienten sparen, desto mehr sinkt die künftige Fallpauschale für vergleichbare Fälle. Ein Teufelskreis. So funktioniert gute Medizin nicht.

Der Arbeitstag in Zeiten von Fallpauschalen und totalen Medikamenteneinsparungen ist auf die letzte Minute getaktet. Der vervielfachte Zeitaufwand für Verwaltungsarbeiten ist nicht eingerechnet. Zeit für die kontinuierliche Ausbildung junger Ärzte und immer wichtiger werdende Teammeetings ist nicht enthalten. Vor allem Patienten, die viele Zweifel haben oder Angst vor Schmerzen, Krankheit und Tod haben, werden nicht erfasst. Wenn der Patient jedoch nie ausführlich besprochen wird, verstehen die Ärzte nicht, woran er wirklich leidet. Wenn diese Patienten entlassen werden, verstehen sie ihre Krankheit oder den Zweck der Therapie nicht. Das Diktat der Wirtschaft hat maßgeblich zur Entmenschlichung der Medizin in unseren Krankenhäusern beigetragen.

Unsere Forderungen:

1.Das Fallpauschalensystem muss ersetzt oder zumindest grundlegend reformiert werden.

2.Die Über- und Unterbehandlung finanziell kontrollierter und gefährlicher Patienten muss aufhören. Wir bekennen uns zum wirtschaftlichen Handlungsbedarf.

3.Der Staat muss Krankenhäuser planen und dort ausstatten, wo sie wirklich gebraucht werden. Dazu braucht es einen Masterplan und den Mut, zwei oder drei Kliniken zu größeren, effizienteren Zentren mit mancherorts besserem Personal zusammenzuführen.

Stern Nr. 37/2019

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